Ein Vorbild für Integration und Erfolg
Leith Bitar, 27 Jahre alt und ursprünglich aus Syrien, hat eine beeindruckende Reise hinter sich. Seit neun Jahren lebt er in Deutschland und hat sich hier trotz vieler Hürden bemerkenswert entwickelt. Nachdem er in Hamburg in einem Flüchtlingsheim untergekommen war, zog er nach Cuxhaven, wo er die Schule fortsetzte. Doch erst das Heinrich-Hertz-Berufskolleg in Düsseldorf sollte seinen akademischen Weg nachhaltig prägen.
Bereits in Syrien hatte Leith die 12. Klasse erreicht und stand kurz vor dem Abitur, als der Krieg ihn zwang, seine Heimat zu verlassen. In Deutschland wurden seine syrischen schulischen Vorleistungen jedoch nicht anerkannt, weshalb er seinen Realschulabschluss wiederholen musste. Dank der Unterstützung seiner Mutter, die viel Positives über Düsseldorf hörte, fand er seinen Weg zum Heinrich-Hertz-Berufskolleg. Dort traf er auf den Bildungsgangleiter der chemisch-technischen Assistenten (CTA), Herrn Kretschmer, der ihn aufnahm und betreute.
Leith Bitar im Labor
Ausgabe der Abiturzeugnisse
Leith erinnert sich: „Am Heinrich-Hertz-Berufskolleg wurde ich sehr offen empfangen und hatte das Gefühl, dazuzugehören. Herr Kretschmer und mein Klassenlehrer Herr Dr. Bollmann haben mich trotz der Sprachbarriere unterstützt.“ Diese Unterstützung zahlte sich aus, denn Leith konnte sein Abitur mit einem herausragenden Durchschnitt von 1,1 abschließen.
Besonders begeistert war Leith von den Fächern Chemie und Chemietechnik, die am Berufskolleg hervorragend unterrichtet wurden. Sein Interesse für diese Bereiche wurde bereits in Syrien geweckt, wo er seit der 9. Klasse im Familienbetrieb mit Phytotherapie arbeitete. Sein Berufswunsch, Medizin zu studieren und in die Arzneimittelforschung zu gehen, wurde durch zwei Praktika in Griechenland und Malaysia bestärkt. „Die Praktika, dank der Mobinardo-Erasmusstelle, waren eine perfekte Anknüpfung zwischen meiner CTA-Ausbildung und meinem zukünftigen Traumberuf. In Griechenland konnte ich mich mit der chemo- und phänotypischen Plastizität von Oregano beschäftigen und in Malaysia mit Standardisierung einheimischer Arzneipflanzen arbeiten,“ erklärt Leith.
Praktikum in Malaysia
Seine schulischen und außerschulischen Leistungen blieben nicht unbemerkt. Er wurde als „School Hero“ durch den Oberbürgermeister von Düsseldorf ausgezeichnet. Diese Ehrung bedeutet ihm viel: „Es ist für mich eine Art Triumph, dass ich das Abi gemacht habe und diese guten Noten erzielt habe, auch ohne perfekt Deutsch zu sprechen.“ Leith betont, dass solche Anerkennungen für Geflüchtete wichtig sind, da sie leider oft zusätzliche Beweise für ihre Qualifikationen erbringen müssen.
Leith engagierte sich auch sozial und wurde von seinen Lehrkräften und Mitschülerinnen und Mitschülern für sein fürsorgliches Verhalten und seine Lebenserfahrung geschätzt. „Wir haben uns gegenseitig unterstützt, was gesellschaftlich sehr wichtig ist,“ sagt Leith. Er sieht darin eine notwendige Interkonnektion von schulischer Leistung, sozialem Engagement und internationalen Erfahrungen für den beruflichen Erfolg.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Frank Kretschmer
School Heroes-Ehrung 2024
Derzeit studiert Leith seit dem 7. Oktober Medizin in Mannheim und engagiert sich in einer Arbeitsgemeinschaft zur Naturheilkunde an der Universität. Er plant, in der Forschung zu Arzneimittelpflanzen zu arbeiten und mit seinen Beiträgen die Wissenschaft voranzubringen. Neben seinem Studium sucht er noch einen Minijob, um sich finanziell abzusichern.
Zum Schluss möchte Leith allen Schülerinnen und Schülern, insbesondere Geflüchteten, folgende Botschaft mitgeben: „Man muss an sich selbst glauben, nicht darauf warten, dass andere es tun. Geht euren Weg, egal wie lange es dauert, und begreift Widerstände als Chance zur persönlichen Entwicklung.“
Leith steht anderen Schülerinnen und Schülern, die Unterstützung benötigen, gerne zur Verfügung und bietet seine Hilfe an, wo immer sie gebraucht wird.
Leith spricht auch einen besonderen Dank an seine Mutter, seine Freunde und das Heinrich-Hertz-Berufskolleg aus: „Die Unterstützung von allem, besonders von meiner Mutter, meinen Freunden und durch die Schule war entscheidend für meinen Erfolg. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und bekam die richtige Unterstützung.“ Er lobt zudem das Konzept des beruflichen Gymnasiums, das in Deutschland eine spezielle und wertvolle Bildungsform für die Schüler aller Altersgruppen und familiären Hintergründe darstellt.
Leith Bitars Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel für Integration und Erfolg und zeigt, dass mit Mut, Ausdauer und Unterstützung große Ziele erreicht werden können.
Text: Sabine Fischer
Fotos: Leith Bitar und Frank Kretschmer